Cendra D. Polsner | "Sudden Static"
07.12.2013 bis 25.01.2014
Zur Künstlerin:
Die 1973 geborene Künstlerin studierte Bühnenbild an der Akademie der Bildenden Künste in München. Im Rahmen eines Aufenthalts bei Realworld Multimedia Ltd. ergänzte Sie ihre Studien im Rahmen eines „Visual Cultures“ Studiengangs am Goldsmith Institute in London, mit dem Schwerpunkt Graphisches Design, Neue Medien und Motion Design. Seit 2000 lebt und arbeitet die Künstlerin in Eichstätt, wo sie ein Studium der Philosophie absolvierte.
Cendra D. Polsner über ihre aktuelle Arbeiten:
„Prozesse, Metamorphosen und Transformationen stehen meist im Mittelpunkt meiner Arbeit. Außerdem sind Prozesse und Transformationen nur Stufen und Werkzeuge der Kondensation und Konzentration. Ich beschränke mich nur ungern auf lineares Arbeiten oder begrenzte Medien und Genres. Ich verschränke gerne bewusst Werkzeuge, Inhalte und Themen, um zum Unbewussten zu finden. Insbesondere wenn ich mit digitalen Signalen und Daten arbeite, ergibt sich ein verführerischer Assoziationsraum, praktisch wie theoretisch. Was geschieht zum Beispiel mit Audio-signalen, wenn diese anstatt durch eine Audiosoftware durch eine Graphiksoftware geschleift werden? Oder was passiert mit einer graphischen Bildidee, wenn diese im Raum oder als Objekt oder in Bewegung, als Video oder Klang umgesetzt wird? Das ist der praktisch – technische Aspekt meiner Arbeiten. Aber was passiert, wenn ich Gleiches auf geistiger Ebene vollziehe? Für mich ist das Alchemie. Die Alchemie ist die Praxis des Herauslösens aus der Bindung, aus dem Kontext, um Essenzen zu erfassen. Kondensation durch Transformation.“
Zur Ausstellung:
Die gezeigten Arbeiten stammen ausschließlich aus den letzten zwei Jahren. Während dieses Zeitraums beschäftigte sich die Künstlerin eingehend mit Psychoanalyse und Spiegelungsvorgängen in Natur und Psyche.
Die photographischen Arbeiten aus der Serie „Sudden Static“ sind klassische, digitale Collagen, die sich aus sowohl auf Flohmärkten und Dachböden gefundenen alten Photographien, wie auch im Internet gefundenen Photographien zusammensetzen. In pixelgenauer Komposition stehen diese Arbeiten in der Tradition der surrealistischen Collage. Die Neuverortung der ursprünglichen visuellen Kontexte des Quellmaterials wird dabei als neues Signifikant zum Blick auf das Verdrängte und Unbewusste.
Die rein digital-graphischen Arbeiten sind im Rahmen der Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten graphischer Umsetzung von digitalen Signalen entstanden. Kleine Softwareprogramme, auch Patches genannt, verarbeiten Signale und setzen diese nach algorithmischen Vorgaben in Graphik um. Die Patches oder die Programmierung dieser Patches sind dabei gleichwertig als Werkzeug und Werk zu verstehen, da der Programmierprozess ein ebenso entscheidender kreativer Akt ist. Die Serie „The Gesture Diary“ entstand auf Basis eines Patches in der graphischen Programmier-umgebung „Processing“ und setzt Arm- und Handgesten um.
Die Serie „Unknown Lovers“ entstand in der simplen Umsetzung von Textdateien, die durch einen Patch aus der Feder Philipp Driegers „Sound Any File“ geschleift wurden. Der Klang dieser Textdateien wurde dann in einem zweiten Schritt durch einen weiteren Patch geleitet, der über einen Spiegelalgorithmus die graphische Darstellung ausgibt.
In einem weiteren Bereich der Ausstellung gibt es eine Auswahl von Videos und Klangexperimenten, die im Rahmen der Arbeit entstanden sind, einen weiteren sinnlichen Einblick in die digitale Alchemie aus konkreten und diskreten Signalen, die sich in gegenseitiger Spiegelung und Projektion verändern und transformative Korrespondenzen sichtbar machen.